Mittwoch, 12. Januar 2011

Das Ego: wer weiß eigentlich, was das ist? (ein Aufsatz von 2009)

In esoterischen Kreisen, so scheint es mir, wird oft vom „Ego“ gesprochen, und zwar in einer Form, als sei es etwas, was spiritueller Entwicklung im Wege stehe. Der personifizierte Widerstand gegen ethisches Verhalten und Anbindung an die geistige Welt. Mir begegnen Formulierungen wie „das Ego loslassen“, wo es mich persönlich schaudert... Ich glaube, manche meinen, das „Ego“ sei einfach nur eine Abkürzung von „Egoismus“, stehe also für eine innere Haltung, die alle Vorteile dieser Welt für sich alleine beanspruchen möchte, ohne Rücksicht auf Andere. Diese könnte man vielleicht tatsächlich „loslassen“, um zu mehr Frieden mit sich und anderen zu finden, doch als Huna-Schamanin würde ich eher empfehlen, die liebevolle Verbindung zu allem, was ist, zu stärken, als die Aufmerksamkeit auf etwas zu richten, was „stört“. Dabei vermute ich einmal, dass die wenigsten spirituellen Wanderer -die Psychologiestudierten ausgenommen- sich die Mühe gemacht haben zu hinterfragen, was dieses Wort „Ego“ eigentlich genau bedeutet....

Ich lese daher mal in der Wikipedia nach (denn auch ich habe nicht Psychologie studiert),
und dort steht unter dem Stichwort „Ego“, ich zitiere:

„Die Bezeichnung Ego wird in den Wissenschaften eher selten verwendet, so z.B. bei der Analyse dyadischer Beziehungen zwischen Ego und Alter in der Soziologie. In der Philosophie ist die Verwendung der Bezeichnung Ego statt Ich häufiger. Ego und Ich sind exakte Synonyme. Es gibt keine Versuche, begrifflich zwischen Ego und Ich zu unterscheiden. 

Die Bezeichnung Ego statt Ich ist üblich in der westlichen Esoterik, die das Ego als Zentrum der Persönlichkeit vom (höheren oder wahren) Selbst unterscheidet. In deutschen Übersetzungen buddhistischer Texte ist der Begriff Ego ebenfalls gebräuchlich. Alice A. Bailey bezeichnet es als jenen kleinen Teil des göttlichen Geistes in jeder Seele, um den herum sich Stoff und Energie sammeln, und sie nennt das Stirnchakra den egoischen Lotus. 

Das Wort „Ego“ wird auch umgangssprachlich beschreibend verwendet, um einen Menschen von großer Selbstgewissheit zu kennzeichnen: „Er hat ein ausgeprägtes Ego“. Das bedeutet zunächst, dass ein Mensch sich seiner selbst, seines Wertes und eventuell seiner Bedeutung offenkundig sehr bewusst ist, kann aber ansätzlich negativ auch bedeuten, dass er sich einen zu hohen Wert zumisst. 

Diese Beschreibung kann wertneutral, beschreibend sein, kann aber auch überleiten in eine negative Bedeutung: einen Menschen als Egoisten zu charakterisieren, als einen Menschen, der sein persönliches Interesse bewusst oder unbewusst stets in den Vordergrund seines Handelns stellt, ohne Rücksichtnahme auf Mitmenschen nur auf seinen Vorteil bedacht ist.“

Im zweiten Absatz der Beschreibung aus der Wikipedia (der, der meine Branche im weitesten Sinne betrifft; grau hinterlegt) steht, anders formuliert, das Ego ist ein Teil von uns, das „wahre“ oder „höhere“ Selbst ein anderer. Auch, wenn leider nicht näher beschrieben wird, welche Aufgaben dem „Ego“, und welche dem „Selbst“ zugesprochen werden, klingt das immerhin schon so neutral, dass wir die beiden Begriffe neben Ohren und Augen stellen können, die wir auch unser eigen nennen.

Was dann? Dann können wir eigentlich davon ausgehen, so wie unsere Ohren tun, was sie tun müssen, auch unser „Ego“ einfach tut, was es tun muss, und dass wir ohne es unvollständig wären. Und genauso, wie wir von unseren Ohren keine Aufgaben erwarten, die sie nicht erfüllen können, brauchen wir das auch nicht von unserem „Ego“ zu erwarten. Das Ego hat dann seinen eigenen, völlig berechtigten Wirkungskreis, der zu seiner Zeit zur Geltung kommt... Etwas, was genauso natürlich ist und zu mir gehört, wie meine Ohren, brauche ich nicht mehr „loslassen“.

In Huna gibt es den Begriff „Ego“ überhaupt nicht. Die Persönlichkeit wird aus drei sehr funktionalen Komponenten aufgebaut verstanden: zum einen das Körperbewusstsein („Ku“ auf Hawaiianisch), das Verstandesbewusstsein („Lono“) und das Höhere Selbst, also der göttliche Teil in uns („Kane“ oder „Aumakua“). „Ku“ steuert alle Körperfunktionen und Lernprozesse, speichert Erinnerungen und Verhaltensanweisungen („Muster“) ab und führt sie aus. „Lono“ sortiert und bewertet alle Erfahrungen, die wir machen, entscheidet also darüber, was „Ku“ lernen soll und was nicht. „Kane“ oder „Aumakua“ ist unsere ureigene Verbindung zur geistigen Welt und zu allem anderen, was ist. Es inspiriert uns und sorgt
dafür, dass wir unser selbst gestecktes Lebensziel erreichen, egal, ob lachend oder weinend... Diese sehr knappe Beschreibung sollte genügen, um sich das Gelächter vorzustellen, das der Gedanke bei einem hawaiianischen Schamanen auslösen würde, sagte man ihm, man wolle sein „Ku“ loslassen, oder einen der beiden anderen Teile... :)))

Als ich mich zum ersten Mal mit diesem Wort „Ego“ auseinandersetzen musste, weil man mich kritisierte, bestimmte Handlungen und Denkweisen von mir seien „Ego“ (also nicht spirituell inspiriert oder so ähnlich), traf dieses Urteil in mir genau auf diesen Huna-Boden völligen Unverständnisses...

Inzwischen bin ich etwas weiter und habe eine eigene Vorstellung davon, was es sein könnte: Jane Roberts' Seth-Bücher liefern mir ein für mich brauchbares Modell: nach Seth, derjenigen Wesenheit, die durch Jane Roberts in den siebziger Jahren sprach und auf diese Weise etwa zehn Bücher diktierte, sind wir multidimensionale Geschöpfe. Zu uns, die wir uns in irdischer Form wahrnehmen, gehört ein Wesenskern, eine übergeordnete Wesenheit, die uns erschaffen hat, und von der wir ein Teil sind. Sie ist vollkommen unabhängig von Raum und Zeit. Und sie erschafft, um sich in ihrer vollen Kreativität zu erleben, immer neue Persönlichkeiten, die über sie, die „Mutti“-Wesenheit, wie ich es mal nennen mag, miteinander verbunden sind (und in ihr „eins“ sind), und doch sich völlig eigenständig entwickeln. Als hätten wir noch lauter „Geschwister“ von uns selbst. Diese verschiedenen „Geschwister“ von uns selbst existieren unter ganz verschiedenen Bedingungen: einige mögen ebenso wie du und ich auf der Erde „inkarniert“ sein, andere leben in uns völlig fremden Dimensionen, die mit unserem Verständnis von Realität nichts mehr gemeinsam haben. Nun braucht  jedes dieser „Geschwister“ eine seiner Lebensumgebung angepasste „Ausstattung“. Ein als Mensch geschaffener „Geschwister“ braucht einen Körper mit bestimmten Sinnesorganen, die in der Lage sind, „Materie“ wahrzunehmen – und: (hier kommt der Haken!) andere Wahrnehmungen weitgehend auszublenden! Denn die Entwicklungsaufgabe hier auf Erden lautet nach Seth: „Mutti“ drückt sich im Rahmen der Gesetze der Materie aus... So kann ich mir „Ego“ vorstellen als das „Fenster“, durch das „Mutti“ durch mich in die Welt der Materie schaut und sich dort ausdrückt.

Und auch in dieser Bedeutung ist „Ego“ nichts, was man „loslassen“ könnte oder sollte. Sondern ein absolut notwendiger Bestandteil unseres Daseins. Wenn ich nun mein Huna-Weltbild um diese Art von „Ego“-Begriff erweitere, und noch andere Informationen aus den Seth-Büchern hinzuziehe, dann geht es auf dem spirituellen Entwicklungsweg in meinen Augen darum, mein Ego zu erziehen und zu erweitern, in Liebe und Freundschaft, indem ich lerne, auch andere Welten wahrzunehmen. Denn Rückanbindung an „Mutti“ ist möglich und erwünscht. Doch Bewusstseinserweiterung um die anderen Welten und Dimensionen hebt noch lange nicht die irdischen „Spielregeln“ auf. „Mutti“ will es so. Bis wir so weit gewachsen sind, dass wir „groß“ genug sind, selbst zu entscheiden, ob wir weiter im Rahmen unserer irdischen Realität leben wollen oder uns eine andere Dimension aussuchen... :)))

In diesem Sinne ist unser „Ego“ unser Begleiter auf Erden. Unsere unabdingbare „Brille“. Wir können Gedanken und Gefühle loslassen. Und „Muster“, von denen wir meinen, dass sie nun ausgedient haben und durch bessere ersetzt werden können. Doch nicht integrale Bestandteile unseres Daseins – jedenfalls nicht ohne weitreichende Konsequenzen. Und als Huna-Schamanin muss ich letztlich auch fragen: wozu ist es gut, einen Teil von sich abzulehnen? Ist es nicht freudvoller und effektiver, sein Repertoire an Möglichkeiten einfach unbeirrt zu erweitern? Wie ein Kind, das unermüdlich krabbeln, laufen, mit Besteck essen, sprechen und viele andere Dinge lernt?

Quellen:
Serge Kahili King: Der Stadtschamane; Freiburg 2001
Jane Roberts: Das Seth-Material; Genf 1986
Jane Roberts: Gespräche mit Seth; Genf 1979

Donnerstag, 6. Januar 2011

Was kann "positives Denken" leisten (und was nicht)?

"Gedanken werden Dinge" ist einer meiner Lieblingssprüche, und das deutet an, dass ich den Gedanken (und den daraus resultierenden Gefühlen) generell sehr viel Macht einräume. Dennoch hat auch die Auswirkung unseres Denkens ihre Grenzen und ihre unüberschaubaren Tücken.

Wenn die Welt ist, was du glaubst, was sie ist (Huna-Prinzip Nr. 1 "Ike") und Energie der Aufmerksamkeit folgt (Huna-Prinzip Nr.3 "Makia"), dann lenken wir Energie mit unseren Gedanken und hauchen mit ihr all dem Leben ein, an was wir glauben. Denn mit dem, was wir glauben, beschäftigen wir uns gedanklich am meisten. So formen sich unser Leben und unsere Persönlichkeit, die sich von anderen unterscheiden. Und das ist schön so, denn sonst würde ich ja mein Kind und meine Freunde und all meine Klienten usw. gar nicht voneinander und von mir unterscheiden können :)

Doch manchmal (oder oft?) denken wir Dinge (und kommen gar nicht recht los davon), unter denen wir leiden. Das sind dann die sogenannten "behindernden Glaubensmuster", von vielen auch gerne als "Blockaden" bezeichnet. Sie hindern uns daran, Dinge zu tun, die uns glücklicher machen würden, als das, was wir tatsächlich tun, weil wir denken, es kann nicht anders sein... die Gene, die Politik, die Wissenschaft, die Viren, um nur ein paar Besipiele zu nennen, wo viele von uns einfach nicht aus festgefahrenen Gleisen heraus kommen.

Filme und Bücher, die uns "The Secret" vermitteln, sagen an dieser Stelle: "Kein Problem! Denke einfach etwas anderes, was sich besser anfühlt, und dein ganzes Leben ändert sich!". Ganz so einfach ist es aber nicht.

Die Grundregel stimmt schon. Doch wenn wir uns unsere Persönlichkeit mal der praktischen Handhabbarkeit halber als aus vielen "Teilpersönlichkeiten" bestehend vorstellen, so gibt es Teile in uns, die die alten Glaubensmuster verteidigen. Und das tun sie, weil sie "treue Diener" sind und nur "unser Bestes" wollen. Eine Überzeugung, die wir uns zulegten, hatte in jenem Moment einen wichtigen Sinn. Hinter jeder Überzeugung steht ein Bedürfnis, dessen Befriedigung durch diese Überzeugung gesichert werden soll.

Da einfach "drüber bügeln" mit einer sportlichen Think-Pink-Affirmation ist in etwa genau so wertvoll wie Make-Up auf eine entzündete Haut zu schmieren. Kann in seltenen Fällen hilfreich sein, wird es aber in der Regel nicht!

Was also tun?
Seine Gedanken erneuern funktioniert am besten, wenn man achtsam mit dem umgeht, was man bis jetzt mit sich herum trägt. Ein neuer, besserer Gedanke wirkt am stärksten, wenn er uns glaubhaft erscheint und uns Gefühle der Freude und der Zuversicht beschert. Anders ausgedrückt: wenn er das bestehende Netz von Überzeugungen harmonisch ergänzt oder erweitert. Wenn genau dieser Punkt getroffen ist, wo nötige Veränderungen und Sicherheit vermittelnde Stabilität im subjektiven Gleichgewicht sind.

Ein Beispiel:
"ich vertraue der Welt" ist eine fürchterlich schwierige Aufgabe für viele. Ein Berg von Zweifeln türmt sich da auf, so dass diese Affirmation wahrscheinlich nur von wenigen angenommen werden kann. "Ich vertraue mir" ist etwas, was viel einfacher ist. Das letztendliche Resultat -bei Erfolg- wird aber so ziemlich das gleiche sein. Vertraue ich mir, so wächst auch mein Vertrauen in den Rest der Welt, denn alles ist mit allem verbunden (Huna-Prinzip Nr.2 "Kala"). Ich bin ein Teil dieser Welt, und die Welt ist ein Teil von mir.

Und so möchte ich Ihnen an dieser Stelle eine der einfachsten und wertvollsten Affirmationen mit geben, die ich kenne (selbst erprobt und getestet):

ICH VERTRAUE MIR VOLL UND GANZ!

Wirkungen:
Wie eben schon gesagt, erhöht dieser Gedanke das Vertrauen in einen selbst, in die eigenen Entscheidungen, in den eigenen Wert und in den (positiven) Verlauf des eigenen Lebens. Das zieht sehr weite Kreise, bis hin zu besserer Gesundheit und mehr Erfolg. Als "Spiegel"-Reaktion erhöht sich auch das Vertrauen in den Rest der Welt, entspannt Beziehungen, entschärft Konflikte. Hilft, unliebsame Gewohnheiten mit mehr Leichtigkeit abzulegen... Überall dort, wo man sich mit Schuldgefühlen und Selbstvorwürfen geschleppt hat, sich (und andere in Form von Projektion) kritisiert hat, entspannt sich die Lage! Das allein kann schon meilenweite Veränderungen bewirken.

Anwendungshinweise:
Am besten den ganzen Tag über immer dann ein paar Minuten, wenn man nichts anderes denken muss: auf dem Weg zur und in der U-Bahn, in Wartezimmern, beim Zubettgehen, vor dem Spiegel beim Zähne putzen u.a. Insbesondere aber immer dann, wenn man sich in Schwierigkeiten fühlt! Wenn der Sachbearbeiter auf dem Amt die Bewilligung verweigert, eine Mahnung ins Haus flattert, das Auto plötzlich stehen bleibt, wo man es gerade so eilig hat usw. Wer musikalisch veranlagt ist, möge es gerne tatsächlich oder im Geiste singen. Wer Lust hat, macht auch einen Tanz daraus. Als Bild malen, auf Socken sticken, der Kreativität sind keine Grenzen gesetzt.

Gutes Gelingen! :)))